Der DHL-Bote
- Karin Alana Cimander
- vor 2 Tagen
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 1 Tag
Als ich um die Ecke biege, sehe ich das DHL-Fahrzeug vor der Packstation stehen, aus dem mir ein vertrautes Gesicht entgegenblickt. Der Mann bringt uns immer unsere Bestellungen ins Haus. Er ist ca. Mitte vierzig, von kräftiger Statur. Sein haarloses Haupt leuchtet in der Wintersonne. Er ist, trotz der stressigen, schweren Arbeit, immer freundlich und gut gelaunt. Irgendwann haben wir begonnen, uns zu duzen.
Inzwischen hat er das Fahrzeug verlassen und begonnen, Retourensendungen aus den Fächern der Packstation zu entnehmen, sie zu scannen und in den Wagen zu laden. Als ich näher komme, hält er inne und lächelt mich an.
"Na, bist du wieder fleißig?", frage ich ihn freundlich.
"Mensch, hör bloß auf", entgegnet der etwas genervt. "Jetzt, kurz vor Weihnachten, könnte ich mich doppelt schlagen, so viel ist zu tun. Ich habe täglich bis zu 300 Pakete auf dem Wagen”, entgegnet er. Trotz der Kälte schwitzt er und wirkt erschöpft. In zwei Tagen ist Heiligabend und die Paketflut scheint ihn an seine Grenzen zu bringen.
"Du, ich wünsche dir trotzdem schöne Weihnachtstage, falls wir uns nicht mehr sehen", entgegne ich mitfühlend.
Er hält in seiner Bewegung inne, schaut mich an und kommt dann auf mich zu.
"Komm mal her, lass dich umarmen", sagt er und nimmt mich kraftvoll, jedoch auch sanft und liebevoll in den Arm.
"Ich wünsche dir auch frohe Weihnachten." Seine Stimme ist voller Sanftheit. Still stehen dir da, uns fühlend, gegenseitig wertschätzend.
Ich spüre seine Dankbarkeit. Dankbar dafür, dass ich ihn immer entgegengehe, wenn er etwas liefert, damit er nicht bis in den zweiten Stock laufen muss, dafür, dass ich grundsätzlich für meine Nachbarn Sendungen annehme und er so wenig weniger Arbeit hat, dafür, dass ich seine Arbeit wertschätze und mich jedes Mal für sein Bringen bedanke.
Eine gefühlte Ewigkeit stehen wir da, als wir uns voneinander lösen, schaut er mich freundlich an. Sein Blick ist voller Sanftheit. Uns nur anschauend, stehen wir noch zwei bis drei Sekunden da. Dann lächelt er, streicht mir kurz über den Oberarm, dreht sich um und fährt fort, die Retouren in den Wagen zu laden.
Unendlich dankbar für diese Begegnung gehe ich weiter und betrete kurz darauf mit einem seligen Lächeln den nahegelegenen Supermarkt.
Bildquelle: pixabay.com
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