fifty fifty
- Karin Alana Cimander
- 18. Dez. 2024
- 1 Min. Lesezeit
Als ich den Parkplatz des Supermarkts überquere, sehe ich sie schon von weitem. Neben den Einkaufswagen steht eine junge Frau mit fifty-fifty-Zeitungen. Es ist kurz vor Weihnachten und ziemlich kalt. Es nieselt aus tief hängenden Wolken. Ich schätze die junge Frau auf etwa achtzehn Jahre. Mit hochgezogenen Schultern steht sie frierend da, in der Hand die Zeitungen und grüßt jeden freundlich, der an ihr vorübergeht, ohne jedoch beachtet zu werden. Als ich näherkomme, sagt sie leise:
„Frohe Weihnachten!“
Ich erwidere freundlich lächelnd ihren Gruß und wende mich den Einkaufswagen zu, als ich überlege, ob sie wohl überhaupt Weihnachten feiert. Möglicherweise ist sie ja Muslime. Einem inneren Impuls folgend, gehe ich zurück.
„Feiern Sie denn Weihnachten?“, erkundige ich mich.
„Ja, aber nix wie hier“, entgegnet sie überrascht über meiner Frage. „Wir essen, aber nix so viel essen und nix so viel trinken und keine …“, sie sucht nach Worten „so bumm“, und macht dabei eine Handbewegung, die mich an ein Feuerwerk erinnert. Ich nicke verstehend.
„Woher, aus welchem Land kommen Sie denn?“, erkundige ich mich weiter.
„Ich kommen aus Bulgarien“, freut sie sich über mein Interesse.
„Sie feiern mit der Familie?“
„Ja“, entgegnet sie, und ein Strahlen erhellt ihr blasses Gesicht. „Ganze Familie, gutes Essen, viele Leute.“
Ich verabschiede mich erst einmal, nehme einen Wagen und betrete den Supermarkt. Nachdem ich meine Besorgung erledigt habe, gebe ich ihr, als ich den Einkaufswagen zurückbringe, etwas Geld und wünsche ihr und ihrer Familie friedvolle Weihnachtstage.
Copyright 12/2024 Karin Cimander
Bilsquelle: https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/duesseldorf-fiftyfifty-online-toten-hosen-helge-schneider-100.html

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